SchwarzVereZunft Ravensburg
SchwarzVereZunft Ravensburg
Joachim Frick |
„Kolba hoch – Verio!“ Ali-Gero, Berg auf-Berg ab, Narri-Narro... und sämtliche Narrenrufe aus der Umgebung schallten in der Ailinger Zunftstube, als Vorstand Bernd Fuchs die zahlreich erschienene Narrenschar begrüßte. Zur ersten Veranstaltung des Geschichtsvereins in diesem Jahr hatte Willi Huster die traditionelle Schwarze Veri Zunft Ravensburg eingeladen.
"Kolba hoch – Verio", so klingt es wenn die Schwarze Veri die schwäbisch-alemannische Fasnet auf die Straßen bringt. Mit seinen Zunftgruppen, der Räubergruppe mit der Leitfigur des "Schwarzen Veri", die Hexenlieseln vom Pfannenstiel, dem Ölschwang-Papierkrattler, den Zunftschalmeien, dem Butzhansel und den Einzelfiguren Hexenteufel und Schreikraga, ziehen die Narren jedes Jahr durch Stadt und Region.
Ein launiger Zunftmeister Jürgen Breg begrüßte die Gäste und Werbetrommler Michl Mohn stellte in kompetenter und kurzweiliger Art seine Zunft vor. So findet sich 1353 eine Ersterwähnung der Fasnet in Ravensburg. 1541 stellte die Bäckerzunft erste „Örlin“-Fasnetküchle her und 1877 wurde theaterspielend Fasching gefeiert. 1911 gründete sich die MILKA-“Milch-Kommandit-Aktien-Gesellschaft“, die nach dem I.Weltkrieg die Ravensburger Fasnetszene beherrschte. Im Gasthaus Räuberhöhle wurden 1975 die Schwarz-Veri-Räuber durch Maskengeber Otto Lutz ins Leben gerufen.
Und diesen Räuber mit seiner Bande kennt in Oberschwaben fast jeder. Der „Schwarze Veri“, mit bürgerlichem Namen Xaver Hohenleiter, zählte zu den waghalsigen Räubern, welcher sich in den Jahren 1817 bis 1819 mit seiner Räuberbande im gesamten schwäbischen Oberland herumtrieb. Er stammte aus Rommelsried bei Zusmarshausen und war bei seiner Verhaftung 31 Jahre alt. Die Ur- oder Stammräuber der Gruppe bestehen aus 14 Einzelmasken und weiteren zugelaufenen Räuberbräuten, die beim Räuberbeute sammeln am Bromigen Freitag ihren Höhepunkt haben.
Im Einzelnen besteht die Räubergruppe aus:
- dem „Schwarzen Veri“, Räuberhauptmann Xaver Hohenleiter
- Friedrich Klump, der Schöne Fritz
- Ulrich Hohenleitner, „Urle“ Bruder des Schwarzen Veri
- Christian Maucher, das Bometshauser Schneiderle
- Sebastian Kellermann, Baste
- Anton Rosenberger, der Schleifers Toni
- Fidelis Sohm, auch der „Einäugige“ genannt
- „Condeer“ Joseph Anton Jung
- Josef Lang (Vater & Sohn), der „alte und der junge Bregenzer Seppel“
- „Dreckete Bläse“ Blasius Gebhard aus Wassers
- Franz Merkle, der Weberenfranz
- Johannes Wesmer, dem Käferenhannes
- Fidelis Gindele, der rote Metzger, Gossnerhof Ravensburg
- Xaver Feßler, der Storchenwirt
Eine wichtige Maske, die Hexenlies vom Pfannenstiel, basiert auf der Geschichte des Findelkind Liese. Dieses Mädchen hütete Kinder, pflegte Kranke und war gerne bereit, alten Leuten zu helfen. Als sie aber einen Pestkranken aufnahm und ihn gesund pflegte, glaubten die Bürger, dass dies nicht mit rechten Dingen geschehen sei. Sie wurde als Hexe verschrien und aus der Stadt verbannt.
Eine weitere Gruppe sind die Ölschwang-Papierkrattler, anlehnend an die seit 1392 in Ravensburg bekannten Papiermühlen. Hier soll im Mittelalter das beste Papier hergestellt worden sein. Die Krattler stellen Papiermacher dar.
Schalmeien, Butzhansel und die Einzelfiguren Hexenteufel und Schreikraga vervollständigen die Zunft.
Abschließend gab Werbetrommler Mohn einen Überblick über alle Brauchtumsveranstaltungen im Verein, vom Maskenabstauben, Saubloderschießen bis zum Kehraus.
Langer Applaus gab es vom begeisterten Publikum für alle Aktiven und Willi Huster überreichte traditionell ein Bild, gemalt von Ehrenvorstand Willi Beiter. Ein zünftiges Räubervesper mit Bier gab's für den Nachhauseweg. Das Musikerduo Rudi Öttl und Seppi Amann sorgte wie immer für stimmungsvolle Unterhaltung und mit angeregten Gesprächen bis spät in den Abend, klang diese tolle Veranstaltung aus.
