Denkmalschutz

Maßnahmen zum Erhalt von St. Martinsheim an der Steige in Berg

Joachim Frick |

St. Martinsheim in Berg

Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege Ailingen-Berg e.V. hat sich in ihrer Vereinssatzung der Aufgabe verpflichtet, heimatkundliche Belange zu vertreten und sich um Denkmalschutz zu bemühen. Unser Bestreben ist es, erhaltenswerte Gebäude und Bauwerke in unserer heimatlichen Umgebung zu schützen und auf dessen historische Geschichte hinzuweisen.
Nach den jüngsten Erfahrungen mit historischen Gebäuden in der Stadt Friedrichshafen ist es uns Pflicht und Notwendigkeit auf ein Gebäude im Stadtteil Berg hinzuweisen um dieses in die Liste der denkmalgeschützten Bauwerke Friedrichshafens aufzunehmen.
Wie in der örtlichen Presse zu entnehmen war, hat Friedrichshafens Baubürgermeister Köhler eine Liste mit erhaltenswerten Gebäude der Stadt erstellt, die nicht unter Denkmalschutz stehen. Hierzu zählt das St. Martinsheim in der Dekan-Rogg-Straße in Berg, das sich im Besitz der Stiftung Liebenau befindet. Wie aus früheren Aussagen der Stiftung zu entnehmen war, wird auch darüber nachgedacht, dieses Gebäude abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen.


Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege findet es sehr merkwürdig, dass dieses prominente, altehrwürdige Bauwerk nicht unter Denkmalschutz steht, und bisher auch nicht in der am 6. Mai 2016 veröffentlichten Liste der erhaltenswerten Kulturdenkmale in der Stadt erscheint. Weiter finden wir sehr merkwürdig, wie das Landesdenkmalamt so über gewachsene, ehrbare Bausubstanz hinweg urteilt. Dabei ist gerade dieses Bauwerk eines der markantesten, ortsbildprägenden Gebäude und zusammen mit der Berger Ortskirche St. Nikolaus als Ensemble nicht wegzudenken!

Unser Verein ist der festen Überzeugung, dass dieses Haus in seiner den Ort prägenden, langen und historischen Geschichte, gemäß dem Landesdenkmalschutzgesetz, heimatkundliche, heimatgeschichtliche, aber auch sozial-wissenschaftliche und künstlerische Schutzgründe bietet.

Wir sehen durchaus Ansätze einer beiderseits verträglichen Lösung, würde die Stadt Friedrichshafen gemeinsam mit der Stiftung Liebenau und den örtlichen Vertretern handeln. Einen radikalen Abriss und den Ersatz eines exklusiven Spekulationsobjektes als Endlösung, lehnt die Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege Ailingen-Berg e.V. grundsätzlich ab. Deshalb halten wir es für umso notwendiger, dass auch die Stadt Friedrichshafen sich ihrer Aufgabe bewusst ist und sich zur Verantwortung in dieser Angelegenheit bekennt.

In seinen Bemühungen hat sich der Geschichtsverein in den letzten Jahren mehrfach mit den Verantwortlichen der beteiligten Institutionen schriftlich und mündlich in Verbindung gesetzt. Besonders der ehemalige Erste Vorstand und heutige Ehrenvorsitzende Dr. Wilhelm Beiter aus Berg hatte schon mehrfach auf die Bedeutung und Erhaltung dieses historischen Gebäudes hingewiesen. Zusammen mit Vereinsmitgliedern wurden Broschüren und Bücher über das Martinsheim erarbeitet, mehrfach Darstellungen und Ausstellungen über das Gebäude und ihrer ehemaligen Funktionen erstellt. Persönliche Gespräche, unter anderem mit Oberbürgermeister Andreas Brand und dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Liebenau, Dr. Berthold Broll, wurden durchgeführt. Auch aktuell findet ein reger Schriftverkehr in dieser Angelegenheit statt.

Martinsheim in Berg

Kirche in Berg und Martinsheim
Kirche in Berg und Martinsheim
Ansicht von Südwesten
Ansicht von Südwesten
Martinsheim 2014
Martinsheim 2014

Der bekannte Buchautor aus Friedrichshafen-Ailingen, Rainer Barth, hatte in seiner neuesten Buchausgabe über den Haldenberg in Ailingen und seiner Umgebung auch über das besondere Ensemble in Berg referiert:

„Das historisch ungemein interessante und in seiner heutigen Form aus dem Jahr 1887 stammende Gebäude mit seinem kecken Ecktürmchen, das mit dem Turm der Kirche, gegenüber fein korrespondiert. Über den steil abfallenden Obstwiesen bilden sie dort oben zusammen das Eingangstor von Berg und das schönste bauliche Ensemble in der Umgebung von Friedrichshafen. Die wunderbare Verbindung mit der Natur offenbart sich beim Blick von Osten, also von Ailingen, Ittenhausen und Bunkhofen, ganz besonders zum Sonnenuntergang. Das 1757 erstmals erwähnte Gebäude wurde im Lauf der Jahre genutzt als Bäckerei, Hofgut, Essigfabrik, Küferei, Brauerei, Gasthaus, danach als Priester Erholungsheim der Diözese Rottenburg und zuletzt als Pflege-und Altenheim. In der Beschreibung des Oberamts Tettnang von 1915 heißt es, das Gasthaus sei „weitum eines der schönst gelegenen und besteingerichteten Gastwirtschaftsanwesen mit großem Garten an der Steige.“

Erholungsheim-St.Martin-um-1925
Erholungsheim St. Martin um 1925

Die Zukunft des Gebäudes ist ungewiss, sein Erhalt nicht gesichert. Bedauerlicherweise wurde es vom Landesdenkmalamt als nicht schützenswert eingestuft. Die meisten Menschen in Berg und Ailingen denken darüber ganz anders und hoffen, dieses Wahrzeichen nicht verlieren zu müssen.

Die Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege Ailingen-Berg e.V. ist hierzu an jeder Meinung sehr interessiert und bedankt sich herzlich für Ihre Mitteilungen.

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