Das Fischbacher Ufer und seine Natur

"100 Jahre Fischbacher Ufer"

Joachim Frick |

so lautete der Titel des sehr informativen Vortrages, den Herr Julius Pietruske am Dienstag, 9. Mai 2017, im Museum der Geschichte und Heimatpflege Ailingen-Berg, den interessierten Zuhörern vorgetragen hat.
Herr Pietruske, der durch seinen Naturschutzwart-Kollegen Friedemann Maute aus Manzell begleitet wurde, begann seine Ausführungen mit einer geschichtlichen Zeitreise bis zum Beginn des Zeppelinbaus, als vor über 100 Jahren eine Phase der Verbauung und intensiver Nutzung des Bodenseeuferbereiches vor Fischbach begann.

Wer kennt nicht die historischen Bilder, als vor Manzell das erste Luftschiff vor vielen begeisterten Zuschauern abhob, und so am See die Industrialisierung begann. Der Bau der Bodenseegürtelbahn brachte Arbeiter und Touristen an den See, Dornier und der Flugzeugbau waren attraktiv, Porsche-Diesel und MTU folgten. Dabei wurde der sensible Uferbereich, damals noch mit Schilfufer und vielerlei Vegetation, stark beeinträchtigt und an vielen Stellen zerstört. Seltene Pflanzen wie das Bodensee-Vergissmeinnicht oder der Steinbrech gingen zugrunde. Die damals noch ungeklärte Einlassung der Abwässer führte zu hohen Phosphat- und Stickstoffbelastungen des Uferbereiches, das Schilfsterben setzte ein; die Betonierung von Fildenplatz, Freitreppe und Freizeitbereichen in Fischbach führten zu Sedimentrückgang, den ufernahen Bäumen wurde die Grundlage entzogen.

Pietruske zeichnete ein Bild des Uferbereiches, von der Lipbachmündung über die Brunisachmündung bis nach Seemoos, in all seinen ökologischen und jahreszeitlichen Facetten, mit herrlichen Natur- und Landschaftsbildern der Bodensee typischen und wunderbaren Flora und Fauna. Er zeigte aber auch schonungslos und mit zum Teil erschreckenden Bildern die Unvernunft und maßlose Zerstörung der dortigen Vegetation durch den Menschen, denn das Fischbacher Bodenseeufer und die frei zugänglichen Uferbereiche „alter Campingplatz Manzell“ und „Negerbad“ stellen einen großen Naherholungsbereich am Obersee dar. Um 1980 war die Vegetation dort fast vollständig zerstört. Vandalismus, wilde Feuerstellen, Müll, Flaschen und Glasscherben, umgesägtes und verbranntes Baumholz, unerlaubtes Camping und Saufgelage riefen oft die Ordnungshüter an das dortige Bodenseeufer.

Es dauerte lange, bis erkannt wurde, welcher ökologische Schatz dort vorhanden ist und derart in Mitleidenschaft geraten ist. Zusammen mit weiteren Naturschützern und Mitstreitern wurde Julius Pietruske 2007 von der Stadt Friedrichshafen zu Naturschutzwarten ernannt. Seither sind sie überaus engagiert, ehrenamtlich und in nicht mehr zählbaren Stunden in den Anlagen unterwegs. Ihrer unermüdlichen Arbeit und den zahlreichen Gesprächen mit der Stadtverwaltung, Bauhof Bürgermeisteramt und den zuständigen Gremien ist es zu verdanken, dass neue gekennzeichnete Uferwege, Beschilderungen, Schutzzäune und auch Sperrzonen errichtet wurden.
Die Renaturierungsmaßnahmen Lipbachmündung, Fildenplatz und „Manzeller Hölzle“, sorgten wieder für natürliche Vegetation und Uferbewuchs mit Schilfgürtel und der Ansiedelung zahlreicher Tierarten. Selbst die Neuanpflanzung des seltenen Bodensee-Vergissmeinnicht ist gelungen, 2015 kam der Biber wieder.
Auch die Bereiche Thermal-Freizeitbad, Sanitäranlagen und Kiosk sowie Gminder Villa und Uferweg wurden thematisiert.
„Man darf blos net luck lau!“ Treffender konnte Herr Pietruske sein Engagement nicht beschreiben. Diese Beharrlichkeit und Zähigkeit zeichnen die Naturwarte, vormals despektierlich als „Ufer-Sheriffs“ bezeichnet, aus. Ihnen gebührt ein großes Dankeschön für ihre unermüdliche Arbeit am Fischbacher Bodenseeufer.
Herzlichen Dank dafür und für den großartigen Vortrag!