Leonie Fürst – Leben und Wirken in der NS-Zeit und in Ailingen
Leonie Fürst – Leben und Wirken in der NS-Zeit und in Ailingen
Referentin: Kathrin Bauer, M.A. Gedenkstätte Grafeneck
Dienstag, 11.11.2025 um 20.00 Uhr in der Aula der Schule Ailingen
Martin Kohler |
Leonie Fürst wird 1912 als Tochter eines Architekten in Tuttlingen geboren. Obwohl ihre Eltern für sie ein Leben als Hausfrau vorgesehen hatten, studiert sie und ist 1938 die erste Frau aus Tuttlingen mit einem abgeschlossenen Medizinstudium.
1940 tritt sie ihren ersten Dienst in der Heil- und Pflegeanstalt Stetten an. Was sie nicht ahnt: In den kommenden Monaten erlebt und erleidet sie eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Innerhalb weniger Monate werden aus Stetten 394 Menschen deportiert und in Grafeneck ermordet – einem Ort, der zum Synonym für den staatlich organisierten Mord an Menschen mit geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen wird. Es sind Monate voller Konflikte, versuchter Interventionen, aber auch der Kooperation und des Geschehenlassens. Immer wieder stößt die junge Ärztin dabei an die Grenzen ihrer Möglichkeiten und ihres eigenen Berufsverständnisses.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lässt sich Leonie Fürst 1948 in Ailingen am Bodensee nieder. Hier baute sie eine Landarztpraxis auf und erbaut 1954 ein Geburtshaus. In diesem Haus ermöglicht sie es den Müttern, dass sie mit ihren Kindern zusammenbleiben können – eine Praxis, die ihrer Zeit weit voraus ist. Für dieses Engagement wird sie 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz am Band ausgezeichnet. Leonie Fürst starb 1996. 2001 wurde eine Straße in Ailingen nach ihr benannt.
Kathrin Bauer ist Mitarbeiterin der Gedenkstätte Grafeneck. Sie hat das Leben von Leonie Fürst erforscht und unter dem Titel: „Oh, ich hasse es, dieses Pack“ ihre Biografie veröffentlicht. Sie wird uns diese bemerkenswerte Frau in ihrem Vortrag ausführlich vorstellen.
