Ewiger Krisenherd - ist der Nahe Osten noch zu retten?
Jörg Armbruster stellt sein neues Buch vor
Martin Kohler |
Zahlreiche Mitglieder des Geschichtsvereins und der Kolpingsfamilie und auch einige Gäste waren am vergangenen Dienstag den 19. Sept. der Einladung zur Lesung mit Jörg Armbruster gefolgt. Als ehemaliger und langjähriger Korrespondent der ARD im Nahen Osten, ist er ein profunder Kenner der Situation in diesen Ländern. Entsprechend lautet auch der Titel seines aktuellen Buches: „Ewiger Krisenherd – Ist der Nahe Osten noch zu retten?“. Anknüpfend an seine letzte Lesung über die Situation in Israel begann er auch gleich mit einer positiven Botschaft.
Von der großen Öffentlichkeit fast völlig unbeachtet schlossen die Länder Israel, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain im September 2020 ein Friedensabkommen, das nach dem gemeinsamen Stammvater „Abraham-Accord“ genannt wurde. So ist es möglich, dass z.B. in Dubai in einem Museum in einer kleinen Ausstellung über die Verfolgung der Juden im 3. Reich informiert wird. Vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar. Nicht mehr alle arabischen Länder sehen Israel als Feind an und jüdische Bürger nun können sogar dorthin reisen. Es wurde aber auch die Situation der palästinensischen Bevölkerung angesprochen und dass die Gefahr besteht, dass deren Anliegen zunehmend weniger Beachtung finden, wobei daran nicht nur äußere Probleme schuld sind, sondern auch die Korruption und Unfähigkeit der eigenen politischen Führer, welche einen Fortschritt verhindern.
Als nächstes sprach er über die Situation in den reichen Erdölstaaten und wie dort Menschen aus Asien faktisch als Sklaven gehalten werden. Er informierte über den saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman, welcher nach dem Mord an dem Journalisten Jamal Kashoggi von westlichen Politiken praktisch geächtet wurde. Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges benötigte der Westen jedoch vermehrt fossile Energie den arabischen Ländern und plötzlich wurde der Kronprinz wieder hofiert. Auf die Bitte nach günstigem Öl reagierte er jedoch mit einer Reduzierung der Fördermengen, was zu einer massiven Erhöhung der Ölpreise geführt hatte. Die Folgen haben wir auch hier in Deutschland in den letzten 1½ Jahren massiv gespürt. Armbruster stellte auch dar, dass die erdölreichen Länder sich zunehmend weg von den USA in Richtung China orientieren. Eine Entwicklung, deren Folgen für die globale Weltordnung noch gar nicht absehbar sind.
Zu guter Letzt las er noch aus dem Kapitel: „Wie viel Westen verträgt der Nahe Osten?“ Hier ging er u.a. darauf ein, warum der Westen in den arabischen Ländern sehr kritisch bis negativ wahrgenommen wird. Ein Grund sieht er in der Doppelmoral. Es werden Menschenrechte und Demokratie gepredigt und gleichzeitig wird völkerrechtswidrig gemordet auch mit Opfern unter unbeteiligten Zivilisten. In interessanten Diskussionen wurden diese Themen vertieft. Auch wenn viele Themenbereiche aufgrund der zeitlichen Begrenztheit nicht angesprochen werden konnten, war der Abend jedoch für alle Besucher äußerst informativ. Zum Schluss gab es die Möglichkeit sein aktuelles Buch von ihm zu erwerben und signieren zu lassen.