Neues Ailingen in Dakota?

Auswanderer aus Ailingen

Jochen Frick |

Beim letzten Geschichtstreff der Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege Ailingen-Berg e.V. waren zahlreich interessierte Mitglieder und Gäste ins Museum nach Ittenhausen gekommen. "Auswanderer aus Ailingen", Dr. Georg Wieland berichtete über Menschen und Familien, die im späten 19. Jahrhundert in eine neue Zukunft in die USA aufbrachen. Explicit beleuchtete er dabei die Auswandererfamilie Wieland aus Waggershausen, die sich dieser Herausforderung stellte. Hauptgrund für die meisten Auswanderer war die fehlende Lebensperspektive im eigenen Land. Das lag vor allem am Erbrecht, das meistens den ältesten Sohn begünstigte, welcher den Hof erhielt oder den handwerklichen Betrieb des Vaters übernehmen konnte. Die Nachgeborenen mussten ihr Leben selbst in die Hand nehmen und für manchen erschien das Versprechen auf ein besseres Leben in den USA sehr lukrativ. Aber nicht nur die fehlenden Perspektiven im eigenen Umfeld, sondern auch die liberale Einwanderungspolitik der USA im 19. Jahrhundert sowie finanzielle Anreize, die der Staat dort bot, bewogen viele, sich in den großen landwirtschaftlichen Gebieten im Mittleren Westen niederzulassen.

Dr. Georg Wieland

Dr. Wieland hat sich speziell mit den Einwanderungen in das Gebiet von Barnes County in North Dakota im Norden der USA beschäftigt. Ab 1872 kamen erste Siedler, darunter auch etwa 35 Familien aus dem Bodenseebereich. 1893 kam Karl Wieland nach Tom Hastings, erkundete die Situation vor Ort und sicherte sich ein Stück Farmland. Er kehrte zurück nach Deutschland, um Maria Berger zu heiraten und nachzuholen. Dabei wurde er von seinem Bruder Johann mit dessen Frau Franziska begleitet. Zusammen erwarben die beiden Familien Farmland bei Dazey (Nord Dakota). Mit viel Fleiß und Engagement konnten sie eine erfolgreiche Farm aufbauen. Getreideanbau und Viehwirtschaft waren die wirtschaftlichen Grundlagen. Durch einen Blitzschlag starb Karl Wieland im Jahr 1905. Seine Frau kehrte nach Deutschland zurück. Die Familie von Johann Wieland blieb und vergrößerte die Farm Stück für Stück. Durch die Kontakte in die Heimat entschlossen sich auch andere Familien aus Ailingen zur Auswanderung in das Gebiet von Dazey. Spiritueller Mittelpunkt war die Kirche auf der Farm, von Josef Wieland. So entstand so etwas wie ein „neues Ailingen“ und noch heute wird jedes Jahr das Fronleichnamsfest als Gemeindefest zelebriert, zu dem die in den USA verstreuten Familienmitglieder sich wieder in Dazey einfinden. Auch verschiedene Mitglieder der Familie Wieland aus Ailingen sind schon extra dorthin gereist. Dr.Georg Wieland berichtete sehr motiviert und bewegt über ein ihm nahestehendes Thema. Bildhafte Unterstützung zu seinem fundierten Bericht erhielt er von Martin Kohler.

Bernd Fuchs im Gespräch mit Dr. Georg Wieland
Bernd Fuchs im Gespräch mit Dr. Georg Wieland
Bernd Fuchs bedankt sich bei Dr. Wieland
Bernd Fuchs bedankt sich bei Dr. Wieland

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Der nachfolgende Link verweist auf das Dorf Dazey in North Dakota.
Hierzu kommt Google Maps zum Einsatz. Google Maps - Dazey ↗