Waldbegehung 2017 - Geschichtsverein
Eine Waldbegehung mit Carl Deppler
Joachim Frick |
Am Dienstag, den 20. Juni 2017 traf sich eine große Gruppe interessierter Mitglieder des Geschichtsvereins Ailingen-Berg am ehemaligen Gaskessel zu einer Waldbegehung durch den Häfler Seewald.
Herr Carl Deppler, langjähriger Forstmeister und Jäger der herzoglichen Wälder der Hofdomänen Altshausen und Friedrichshafen konnte für diese Führung gewonnen werden.
Licht fällt durch die Laubbäume, Vögel zwitschern, es riecht nach Moos, nach Bäumen, nach Wald. Erwartungsvoller und friedlicher konnte die Stimmung kaum sein.
Carl Deppler begann seine Ausführungen über die Geschichte des Waldes, mit einem interessanten Zitat:
„Nur wer die Natur kennt und schätzt, erkennt die Verzahnung zwischen Pflanzen und Tieren“.
Vorbei an der alten „Mussolini-Trasse“ (die als 3,2 km langes Verbindungsgleis zwischen der Südbahn und der Bodensee-Gürtelbahn im Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1940 gebaut und westlich des – inzwischen entfernten – Gaskessels verlief), führte der Weg zu einer 16 Jahre alten Eichenkultur, die nach dem Sturm „Lothar“ neu errichtet wurde.
Im weiteren Verlauf gelangte die Gruppe zu einer mit Lärchen, Fohren und Buchen gesäumten Stelle, an der ca. 150 Jahre alte, zu den Zeiten von Württembergs König Wilhelm I. gepflanzte Mammutbäume stehen.
„Wer den Wald kennenlernen will, muss ihn riechen, hineinschmecken und hineinhorchen!“
So auf alle Sinne geschärft, erklärte uns Herr Deppler die Bodenbeschaffenheit, den Bewuchs und die Bepflanzung, die als Weiser für die Waldqualität gelten, so zum Beispiel Brombeersträucher, die auf den Stickstoffgehalt hinweisen. Boden, Klima und Niederschlag sind verantwortlich für den gesunden Waldbestand. Ausführlich machte er uns auch das Ulmen- und Eschensterben durch Käfer- und Pilzschädlinge verständlich. An mehreren „Bombentrichtern“ vorbei, auch Relikte aus der Kriegszeit, heute naturbelassene Biotope, zeigte und erklärte er mächtige Buchen und Douglastannen. Die Douglasie, ein in Nordamerika heimisches Nadelgehölz, ist ein immergrüner Baum, der in Europa Wuchshöhen um 60 Meter erreicht. Die höchste Douglasie, die man bisher gefunden hat, war 133 Meter hoch.
Bei einer gemütlichen Waldhütte, rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen angekommen, wurde schnell eine launige Tischrunde zusammengestellt. Hier konnte uns Herr Deppler sehr ausführlich und mit hervorragendem Fachwissen alles über den naturbelassenen Wald, Ökologie und nachhaltiges Wirtschaften informieren. Der Einfluss von Menschen in der Natur, den Einsatz von modernem Gerät, Forschung und Entwicklung waren weitere Diskussionspunkte. „Ihr seht“ meinte der passionierte Förster „die Forstwirtschaft ist nicht nur ein Jägerschnitzel mit Pilzrahmsoße!“ Wie Recht er damit hat, ist allen Teilnehmern bei dieser sehr kurzweiligen und hoch interessanten Waldbegehung sehr klar geworden.
Der Vorstand bedankte sich bei Herrn Carl Deppler mit „Flüssigem“ aus der herzoglichen Vinothek.