Narrenzunft Brochenzell
Narrenzunft Brochenzell - Ali-Gero! Berg auf – Berg ab! Humpis Ahoi!
Joachim Frick |
Ali-Gero! Berg auf – Berg ab! Humpis Ahoi!
Mit einer sehr launigen Begrüßungsrede konnte Vorstand Bernd Fuchs am vergangenen Dienstagabend eine illustre Narrenschar zum traditionellen Fasnet-Geschichtsabend in der Zunftstube der Narrenzunft Ailingen begrüßen.
Willi Huster ist es dieses Mal gelungen, die Narrenzunft Brochenzell und Mitglieder ihrer zahlreichen Maskengruppen zu einem lustigen Informationsabend über ihre Zunft zu gewinnen. Humpis Ahoi!
Nach zwei fetzigen musikalischen Einlagen durch Rudi Öttl und Willi Beiter stellte uns Zunftrat Harald Staudacher gut gelaunt, in einer Powerpoint-Präsentation, die Narrenzunft Brochenzell vor.
In einer kurzen Chronik nannte er die Ersterwähnung 861 von Eigileswilare, wie der damalige Name von Brochenzell lautete. Der Name Brochenzell (gebrochene Zelle) wurde erstmals 1274 genannt, und weist auf einen früheren Besitz des Ortes zum Kloster St. Gallen hin. Über die Heiligenberger und später Werdenberger Besitzer, gelangte die Herrschaft Brochenzell zu den Handelsherren Humpis, die von 1447 bis 1721 herrschten.
Seit 1937 sind sie Teilgemeinde von Meckenbeuren, und daran können die Brochenzeller „au nix me ändre…". Geblieben ist das prominente Humpisschloss, mitten im Dorf.
Die Fasnachtschronik besagt, dass schon um 1880 Umzüge mit einer Lotterie im Dorf stattgefunden haben. Während der beiden verheerenden Kriegen fand keine Fasnet statt. Erst ab 1947 wurden wieder erste Umzüge nach Meckenbeuren durchgeführt, denen 1948 die Einführung des Narrenrufes folgte: Humpis-Ahoi! Dieser leitet sich aus der knapp 300-jährigen Herrschaft der Humpis ab.
Es folgten in den Nachkriegsjahren das erste Narrenbaumsetzen, erste Bürgerbälle wurden im Schloss abgehalten und 1955 wurde vom damaligen- und noch heute aktiven Maskenschnitzer Helmut Schmollinger, die erste Hexenmaske entworfen, geschnitzt und getragen. Er war somit Träger der ersten Humpishexen-Maske. In den Anfängen gehörten 24 Hexen der Gruppe an, heute springen mehr als 350 aktive Hexen bei den Umzügen mit, und seit 1974 präsentieren die Springerhexen atemberaubende Akrobatik bei Umzügen auf der Straße und bei Veranstaltungen in der Halle.
Dann endlich, 1957, wurde im Gasthaus „Waldhorn“ der Narrenverein, die heutige Narrenzunft Brochenzell offiziell gegründet. Sie ist mit 1100 Mitgliedern eine der bedeutendsten der regionalen Fasnet. Ihre vier Hauptfiguren sind die Humpishexe, der Schlossnarr, der Humpisnarr und das Kräuterweible. Weitere Einzelmasken sind der Büttel, der Hexenmeister und der Wintergeist, sowie der mittlerweile eigenständige Fanfarenzug Brochenzell, der sich 1975 formierte.
1962 entstanden die Schlossnarren, eine Maske im Charakter schalkhaft und verschmitzt, im rot-grünen Plätzlehäs, deren einzelne Plätzle die Form von „Biberschwanzdachplatten“ haben und mühsam mit der Schere ausgeschnitten werden mussten. Eine der jüngeren Masken der Narrenzunft ist das Kräuterweible, das auf eine Überlieferung zurückgeht, der zufolge eine alte Frau zurückgezogen im nahen Brugger Wald lebte. Sie sammelte Kräuter und wusste allerhand über deren Heilkraft, und wurde sehr schnell als Hexe verschrien. Eine besondere Funktion übt der Hexenmeister aus. Er ist eine dämonische Einzelmaske, dessen Gesichtszüge zwar männlich, aber doch den Zügen der Hexenmaske sehr ähnlich sind. Ein weiterer Bestandteil des Brochenzeller Fasnetumzuges ist der Wintergeist, eine seit 2005 bestehende Einzelmaske. Die in weiß-winterlichem Häs auftretende Figur mit einer Holzmaske, deren zerfurchtes Gesicht von Eiszapfen überzogen ist, soll den Winter austreiben.
Zunftrat Harald Staudacher geizte nicht mit Pointen und erhielt den verdienten Applaus der versammelten Narrenschar. Und schlussendlich ist es den applaudierenden Zuhörern gelungen, die Narrenzunft Brochenzell auch noch zum Singen zu bewegen mit dem Humpislied: „Mein Humpishausen, wie schön ist es bei dir…“ angestimmt hatte, sang bald das ganze Gehrenmännle-Stüble kräftig mit…!
Der Ehrenvorsitzende der „Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde Ailingen-Berg e.V.“ Dr. Willi Beiter überreichte den Brochenzeller Gästen ein wunderschönes, selbstgemaltes Bild des Humpisschlosses mit den davor strualenden Maskengruppen ihrer Narrenzunft.
Ein sehr kurzweiliger Abend war aber noch nicht zu Ende. Nachdem Willi Beiter einige Geschichten aus seinem Narrenspiegel zum Besten gab, glänzte das Berger Fasnet-Urgestein Hedi Fetzer mit ihrem humorvollen Beitrag: „Aus dem Paradeis und Adams Glück - mit seiner Rippe Eva, als Herrgotts Meisterstück“! In der abschließenden Gesangseinlage, begleitet von Willi Beiter an der Gitarre, konterte Rudi Öttel: „Nein, nein Herr, setz mir meine Rippe wieder ein!“