Eingemeindung Berg
Eingemeindung Berg nach Ailingen
Bruno Müller □
Ausstellung 2012 Rathaus Ailingen
„1937-75 Jahre Eingemeindung Berg nach Ailingen“
Auszug eines SZ-Artikels vom 12.09.2012 - von Ralf Schäfer
1252 erstmals urkundlich erwähnt breitet sich Berg als wichtige Ortschaft im nördlichen Bodenseeufer aus. Schon 1440 stand hier eine Hammerschmiede und eine Badstube in den Rotachauen, in dessen Gefolge sich ein Barbier ansiedelte und eine Herberge mit Gastronomie und Beherbergung entstand. Wundärzte und Chirurgen waren an diesem Durchgangsort bis ins 18. Jahrhundert tätig.
Ailingen, ein wachsender Ort, gehörte damals zu Berg, ebenso wie Schnetzenhausen und viele andere Hofstellen, Ortschaften und Weiler. Ein Schultes aus Berg hat 1825 jedoch dafür gesorgt, dass sich Ailingen selbständig gemacht hat und aus der Zuständigkeit Bergs ausgeschert ist.
Berg lebte von Landwirtschaft und Weinbau und das auf hohem Niveau bis kurz vor dem ersten Weltkrieg. Die Reblaus machte dem Weinbau den Garaus und die Bauern tauschten Reben gegen Obstbäume. 1870 versuchten die Berger mit einer Windkraftanlage das Wasser von der Reinachmühle nach Berg hochzupumpen. Fehlender Wind machte allerdings den Einsatz einer elektrischen Pumpe nötig, die das Wasser vornehmlich für die Brauerei Berg beschaffte. Bis 1908 war Berg für sein Bier und als Ausflugsziel, seiner schönen Aussicht auf See und die Stadt Friedrichshafen wegen bekannt.
Friedrichshafen und seine rasante industrielle Entwicklung haben schließlich zu dem Ereignis geführt, an das die Ausstellung im Rathaus erinnert. Im Zuge der Zeppelin-Entwicklung wurde Gelände für einen Flughafen benötigt und von Ailingen verlangt, dieses samt Allmansweiler an die Stadt abzutreten. Anfängliche vehemente Proteste 1930 waren vergeblich und vier Jahre später musste der nationalsozialistischen Anordnung, Berg nach Ailingen einzugemeinden, Folge geleistet werden. In der Zeitung war damals zu lesen, die Berger seien „höchst erfreut“, aber andere Töne sind wohl bis heute noch nicht verklungen.
Mit der Ausstellung im Rathaus Ailingen will der Geschichtsverein Ailingen-Berg und auch Ortsvorsteherin Sandra Flucht an dieses Ereignis vor 75 Jahren erinnern. Eine Ausstellung die neugierig auf eine Geschichte macht, die nicht minder spannender ist als die viel beschriebene Historie der Stadt Friedrichshafen selbst.
- 12.09.2012
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- Redakteur: Ralf Schäfer, Schwäbische Zeitung > E-Paper