Exkursion zum V2 Gelände

Exkursion zum V2 Gelände

Joachim Frick

Exkursion zum V2 Gelände

Werner Geray, V2 Experte vom Geschichtsverein Ailingen-Berg lud zu einer informativen Exkursion ins ehemalige V2 Gelände bei Raderach ein. Das regnerische Wetter passte irgendwie zum bedrückenden Inhalt dieser geschichtlichen Wanderung.

Auf dem Gelände des Entsorgungszentrums Weiherberg und in dessen Umgebung sind noch heute Reste der ehemaligen Heeresabnahmestelle Oberraderach, dem V2-Werk zu finden. Die Anlage erstreckte sich über die Gemarkungen Friedrichshafen, Kluftern und Raderach. Dort wurden während des 2. Weltkriegs Triebwerke für die Rakete A4 (Aggregat 4), von der nationalsozialistischen Propaganda V 2 (Vergeltungswaffe 2) bezeichnet, eingestellt und getestet.

Am Dienstag nach Ostern 1942 wurde begonnen, das Gelände im Bereich der Drumlins Weiherberg, Balkenrain und Mittelberg einzuzäunen, die Besitzer der betroffenen Grundstücke waren im Vorfeld zum Verkauf gezwungen worden. Dann wurden auf dem Gelände ein Messhaus wie in Peenemünde, Prüfstände für die Triebwerke, Kühlanlagen, Pumpwerk, ein Umspannwerk, Wasserspeicher, Lager, Werkstätten, Luftschutzstollen usw. errichtet.
Da die Triebwerke mit Sauerstoff und Alkohol betrieben wurden, wurde ein Sauerstoffwerk errichtet, das 1500 Tonnen flüssigen Sauerstoff pro Monat erzeugen konnte. Reste dieser Anlage sind noch heute an der alten Bahntrasse der Teuringer Talbahn nördlich des Entsorgungszentrums Weiherberg zu sehen.

KZ-Außenstelle:
Für den Bau und den Betrieb der Abnahmestelle wurden auch Zwangsarbeiter aus dem KZ Dachau eingesetzt. Ihr Barackenlager lag im Bereich der Wiesen und des Biotops nördlich der Raderacher Schrebergartenanlage.
Am 16. August 1944 wurde das Werk bombardiert und teilweise beschädigt, war aber - zumindest in Teilen - bis September in Betrieb. Im Januar 1945 wurde es aufgegeben und von französischen Truppen besetzt. Heute finden wir nur noch einzelne Ruinen.