Historische Fotografie
Historische Fotografie
Joachim Frick, Martin Kohler ◇
Eine Ausstellung über die Geschichte der Photographie!
Haben wir uns da nicht zu viel zugemutet?
Die photographische Geschichte als Gesamtwerk- das wäre ein Vorhaben, mit dem jeder überfordert wäre. Wo aber, fragten wir uns, fangen wir da nur an? Wo beginnt die Geschichte der Photographie? Das ist wohl die entscheidende Frage:
Waren es die Erfinder der Camera obscura im 13/14.Jhdt. u.a. Leonardo da Vinci, obwohl damals die schwarze Schachtel noch keiner als Photocamera benutzte, sondern als Zeichengerät,
oder ist es Thomas Wedgewood, der etwa 1790 als erster, nach stundenlangen Belichtungen zarte Bildchen auf Papier entwickelte, die sofort wieder verschwanden, weil er sie nicht fixieren konnte,
oder war es Joseph Nicephore Niepce, der die erste dauerhaft fixierte Photographie 1825 auf Asphaltplatten herstellte, der sogenannten „Heliographie“, das so viel wie Sonnenzeichnung bedeutete, Bilder vom Sonnenlicht gezeichnet,
war es Lois-Jaques Daguerre, der mit seiner nach ihm benannten Methode, der „Daguerreotypie“, im Jahr 1839 versilberte Kupferplatten belichtete und mit Natriumthiosulfat – einer Kochsalzlösung - endlich haltbar fixieren konnte. Er machte diese Erfindung nach jahrelangen Versuchen ohne große Erfolge, als ihm, wie so oft, der Zufall half, indem ihm eine belichtete Platte in den Suppentopf fiel.
Oder waren es womöglich die genialen Hersteller der ersten Photogeräte ab 1850 wie Eastman, Voigtländer, Linhof, Goerz in Berlin Leitz in Wetzlar u.a.
oder die wegbereitenden Pioniere der Optik wie Carl August Steinheil, Paul Rudolph, Joseph Petzval oder Carl Zeiss in Jena, jeder von ihnen geniale Wegbereiter zur bahnbrechenden Objektivberechnung.
Oder nicht zuletzt die sich rasant entwickelnde Photoindustrie um 1900, angeführt von KODAK in Rochester USA und A.g.f.a in Deutschland
Nun viele verdienen es wohl, als Pioniere der Photogeschichte genannt zu werden. Als Geburtsstunde der modernen Photographie wird das Jahr 1839 genannt, als die „Daguerreotypie“ als sensationelles, technisch neues Verfahren durch die Academie francaise in Paris einer staunenden Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Kurz darauf wurden in Amerika, in Deutschland und England weitere Versuche auf der Basis der Daguerreotypie unternommen und weiterentwickelt. So trat dieses Verfahren seinen Siegeszug an, obwohl es sehr viele kritische Stimmen von hochgeschätzten Persönlichkeiten der damaligen Zeit gab.
Die Photographie war nicht mehr aufzuhalten. Nur die Verfahren änderten sich. Nach zehn Jahren wurde die Daguerreotypie durch einen weiteren Meilenstein in der Photographie abgelöst, einem Verfahren, das der Engländer Henry Fox Talbot „Calotypie“ nannte, was vom griechischen abgeleitet wurde und so viel wie „schön“ bedeutet. Und schön waren seine Bilder, die ersten Bilder der Negativ-Positiv-Photographie, ein Verfahren, das wir heute noch anwenden.
So schließt sich der Kreis der Photo-Geschichte in die heutige, moderne Fotografie, die sich rasant, unaufhaltsam ihren Weg über Platten-Rollfilm- Kassetten- Sofortbild- Spiegelreflex- APX –Technik bis hin zu der sich immer weiter fortschreitender Digitaltechnik entwickelt hat. Die Geschichte der Photographie schrieb auch in Friedrichshafen ihren Teil, nämlich durch die AkA-Werke am Seemooser Horn. Und auf dieser Grundlage entstand die Idee zu dieser historischen Ausstellung hier im Blaserhaus in Ittenhausen im Rahmen der Gesellschaft für Geschichte und Heimatpflege Ailingen/Berg.
Martin Kohler als profunder Kenner und Sammler dieser Epoche der Kamera-Apparateherstellung in FN, stellt seinen kompletten Fundus zusammen mit umfangreichem, dokumentarischem Material hier zur Besichtigung aus.
Ein kleines photographisches Atelier mit einem aktuellen Photomodell sowie eine nachgebaute Camera obscura – sprich Dunkelkammer sollen die vielfältigen Bereiche der Photographie optisch abrunden. Wir hoffen Sie finden Spaß an unserer historischen Ausstellung und wünschen Ihnen beim Rundgang und beim Schnüffeln viel Vergnügen.